Das Trauma ist die Wunde, die Verletzung und das Resultat einer Katastrophe. Es handelt sich bei einem Trauma um die Auswirkung eines schrecklichen Ereignisses auf den Menschen und nicht um das Ereignis selbst. Anders als in der Alltagssprache, wird in der Psychotherapie das Trauma nicht über das Ereignis definiert, sondern über die Wechselwirkung zwischen Extremsituation und individuellen Reaktionsweisen.
Ob ein bestimmtes Erlebnis traumatisierend wirkt, hängt von äußeren und inneren Faktoren ab. Ein Ereignis, das für ein Baby oder Kleinkind Todesgefahr bedeutet, kann für einen Erwachsenen leicht zu bewältigen sein. Menschen sind grundsätzlich dazu angelegt und fähig, Traumata zu bewältigen. Ganz allgemein erhöhen äußere Faktoren, wie ein Leben in Sicherheit, Hilfe und Unterstützung durch das soziale Umfeld, sowie innere Faktoren wie psychische Stabilität und Beziehungsfähigkeit die Möglichkeiten zur Bewältigung.
Resilienz, die Wiederstands- und Regenerationsfähigkeit eines Menschen ergibt sich aus einer Kombination von hilfreichen äußeren und inneren Faktoren.
Jede körperliche oder emotionale Verletzung, chronische Schmerzen, schwere Krankheiten medizinische Eingriffe, Kriegsgeschehen oder Umweltkatastrophen, sexuelle Grenzverletzungen, Übergriffe, Missbrauch oder jeder Form von sexualisierter Gewalt kann ein Trauma auslösen, für dessen Verarbeitung Hilfe erforderlich wird.
Reaktionen auf eine Bedrohung:
Wenn Menschen einer überwältigenden bedrohlichen Situation ausgeliefert sind, reagieren sie normalerweise mit dem Kampf-Flucht-Reflex, der mit einer starken Aktivierung des sympathischen Nervensystems einhergeht. Ist Kampf oder Flucht nicht möglich, bleibt nur noch der Totstellreflex, also ein Zustand der Erstarrung und Lähmung, der mit einer extremen Blockierung des sympathischen Nervensystems verbunden ist. Der Kern dieser Reflexsteuerung liegt tief im Hirnstamm und damit außerhalb unserer bewussten Kontrolle.
Diese Reaktionen sichern das Überleben, machen jedoch das Leben nach dem Überleben schwer. Bei einer Traumatisierung bleibt die Verarbeitung des überwältigenden Ereignisses auf der Ebene der Reflexe "stecken". Das Ereignis wird hier sozusagen eingefroren und ist für unser Bewusstsein schwer oder gar nicht mehr zugänglich.
Bei einem Trauma handelt es sich um dysfunktional abgespeicherte Erlebnisinhalte. Diese können oft Jahre oder Jahrzehnte lang im Untergrund schwelen bis sie ausgelöst werden.
Bei Lebenskrisen, wie Verlust oder Trennung von einer nahen Bezugsperson, bei Scheidung, Arbeitsplatzverlust oder etwa Mobbingsituationen, können frühere Traumatisierungen die aktuelle Krise verschärfen. Im therapeutischen Gespräch wird daher die spezifische Problematik erhoben, die Bedürfnisse abgeklärt und ein individueller Behandlungsplan erstellt.
Traumabehandlung:
Trauma und Traumafolgeerkrankungen bedeuten mit dem überwältigenden Chaos der dysfunktionalen Erinnerungsfragmente und den daraus erwachsenden Symptomen zurechtzukommen, die Kompensation führt oft in Einengung und Rigididät. Die Traumatherapie setzt dieser Dynamik Sicherheit und Kreativität entgegen um die Freiheit von alten, negativen Erfahrungen zurückzugewinnen.
Lesen sie mehr im neuen Buch von Romana Tripolt:
"Bewegung als Ressource in der Traumabehandlung, Praxishandbuch IBT - Integrative Bewegte Traumatherapie"
Klett - Cotta, Reihe Leben Lernen 287, ISBN 978-3-608-89180-5
Erscheinungstermin: 27. August 2016